Seit Anfang 2018 ist die Sonnenaktivität auf sehr niedrigem Niveau und die Sonne zeigt sich meist ohne Flecken, so dass wir unsere sonntäglichen Beobachtungsaktivitäten auf der Sternwarte fast vollständig eingestellt haben. Die Gesamtzahl der fleckenfreien Tage betrug im vergangenen Jahr 61 % und auch bis Anfang April diesen Jahres änderte sich daran nichts: Vom gelegentlichen Auftreten kleiner Flecken abgesehen sah die Sonne meist wie blank geputzt aus.
Um so größer war die Überraschung, als am 8. April mit AR2738 wieder ein großer Sonnenfleck am Ostrand der Sonnenscheibe erschien. Da das Wetter in der darauffolgenden Woche mitspielte, hatten wir ausgiebig Gelegenheit, die Sonne zu beobachten und die Region um den Fleck zu fotografieren und zu zeichnen:
In der Aufnahme vom 19.04. ist der Fleck bereits ganz an den östlichen Sonnenrand gewandert. Man erkennt zusätzlich das Fackelgebiet um den Fleck sowie die kleine Fleckengruppe AR2739.
Die Detailaufnahmen vom 12.04. und und die beiden Zeichnungen vom 15.04 und 18.04. zeigen die Entwicklung der Lichtbrücke in der Umbra des Flecks. In der Weißlichtaufnahmen ist zusätzlich die Granulation der Photosphäre sehr schön zu erkennen.
Nach Vorhersagen1) des Solar Cycle Prediction Panels wird das Minimum des aktuellen Sonnenzyklus 24 wahrscheinlich erst zwischen Juli 2019 und September 2020 erreicht. Große Sonnenflecken wie AR2738 dürften daher in den kommenden Monaten eher eine sehr seltene Ausnahme sein. Der neue Sonnenzyklus 25 wird nach Vorhersage der Experten mit dem jetzigen vergleichbar und im Maximum ähnlich schwach ausgeprägt sein. Dieses wird für die Jahre 2023-2026 erwartet.
Immerhin scheint sich die Mehrheit der Sonnenforscher mittlerweile darüber einig, dass uns wohl keine langanhaltende Phase extrem niedriger Sonnenaktivität analog dem Maunder-Minimum zwischen 1640 und 1710 bevorsteht.
Robert Wagner, VSDA
Quelle:
1) https://spaceweatherarchive.com/2019/04/10/experts-predict-the-solar-cycle/