Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Der Orion-Nebel, eines der berühmtesten Sehenswürdigkeiten am Nachthimmel, beherbergt verschiedene Haufen heißer junger Sterne, deren starke ultraviolette Strahlung bewirkt, daß Gas und Staub hell leuchten. Der Nebel ist ungefähr 1.360 Lichtjahre entfernt, was ihn zur nächstgelegenen Kinderstube von massereichen Sternen und zu einem der bestuntersuchten derartigen Gebiete macht. Aber trotz seiner Bekanntheit, seiner Helligkeit und Nähe verstehen Astronomen den Nebel und all seine Sternhaufen noch immer nicht besonders gut. Einige zeigen zum Beispiel spektakuläre Materieabströmungen, die durch einen einzelnen Stern oder vielleicht durch einen ganzen Sternhaufen angetrieben sein könnten. Ein Grund für diese Unkenntnis liegt darin, daß der Nebel mit Sternen geradewegs überfüllt ist, ganz abgesehen davon, daß Staub viele seiner Gebiete einem optischen Anblick entzieht.
Jenseits des optischen Nebels gibt es eine zweite Kinderstube von noch jüngeren Sternen, die nur im infraroten Licht entdeckt werden können, da der dazwischenliegende Staub sichtbares Licht verschluckt. Astronomen streiten sich seit Jahrzehnten, was für die gewaltige Leuchtkraft, die etwa 100.000 Sonnen entspricht, in dieser Region verantwortlich ist und was die Gasströmungen antreibt, die nahe seines nicht zu erkennenden Zentrums sichtbar sind. An der Strömung wirkt ein rätselhaftes Objekt mit, das als Radioquelle I bekannt ist und offenbar aus zwei Sternen besteht, von denen jeder etwa zehn Mal massereicher als die Sonne ist und die durch eine Distanz voneinander getrennt sind, die nur einige Male der Erdumlaufbahn entspricht. Eine Scheibe aus heißem Gas (in der Ausdehnung kleiner als unser Sonnensystem) umkreist die Sterne und ein starker Wind bläst in Richtung der Pole.
Lincoln Greenhill vom CfA und vier weitere Astronomen haben die Bewegungen des Gases nahe der Quelle I über neun Jahre mit den Very Large Array Radioteleskop verfolgt. Die Einrichtung ist in der Lage, winzige Bewegungen heller Flecken in dem abströmenden Gas zu verfolgen. Die Gruppe fand heraus, daß sich das Gas in die gleiche Richtung um die polare Achse wie die restliche Scheibe zu drehen scheint und vor allem wird das Gas in einem abwärts gerichteten Strom gebündelt, wo es offensichtlich kein eingeschlossenes Material gibt. Die Astronomen folgern, daß die Rotation der Abströmung und die Änderung in ihrer Form ein Hinweis auf Magnetfelder ist, die von der Scheibe ausgehen und sich durch die Rotation zu einer helixförmigen Struktur aufwinden. Die Magnetfelder könnten die Bewegungsvorgänge des Gases mit einigen weiteren, nach außen gerichteten Anhaltspunkten ordnen. Während man von Magnetfeldern weithin vermutet, daß sie eine bedeutende Rolle bei der Regulierung sonnenähnlicher Sterne besitzen, liefert die vorgelegte Untersuchung den ersten direkten Beleg dafür, das Magnetfelder auch eine Rolle bei der Bildung von sehr massereichen Sternen spielen.