Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Es gibt zurzeit über 490 bestätigte extrasolare Planeten. Die große Mehrheit sind Gasriesen wie Jupiter, aber viel merkwürdiger, denn viele von ihnen umkreisen ihre Sterne in engen Umlaufbahnen und sind daher viel heißer als Jupiter (einige von ihnen sind sogar nach näher an ihrem Stern als Merkur an der Sonne). Die neuen Daten sind revolutionär für Astronomen, die zu verstehen suchen, wie sich das Sonnensystem und seine Planeten entwickelt haben; ihnen stehen nun Hunderte von Beispielen und nicht nur eines (unser eigenes) für Analysen zur Verfügung. Da Untersuchungstechniken weiter verbessert und präzisiert werden, sind Wissenschaftler auf der Suche nach erdähnlichen Planeten: solche mit etwa der gleichen Masse und Größe wie die Erde und in einer Entfernung von ihrem Stern, bei der Wasser flüssig sein kann (die sogenannte “habitable Zone”, da Wasser für Leben, so wie wir es kennen, unabdingbar ist).
Der Kepler-Satellit wurde im März 2009 gestartet, um extrasolare Planeten zu untersuchen. Ein Hauptziel ist die Entdeckung terrestrischer Planeten in habitablen Zonen. Seit seinem Start hat er über 150.000 Sterne auf der Suche nach dem verräterischen Helligkeitsabfall beobachtet, der darauf hinweist, daß ein Planet vor der Oberfläche des Sterns vorbeigezogen ist (ein Transit) und dadurch etwas Sternenlicht abgeblockt hat. Natürlich gibt es viele andere Effekte, beispielsweise Sonnenflecken, die zeitlich begrenzt das Licht eines Sterns abschwächen können. Zudem wird das Modellieren der Eigenschaften eines Planeten (Masse, Radius der Umlaufbahn) bei der Anwesenheit weiterer Planeten erschwert, und wenn ein Planet vorkommt, dann existieren dort vermutlich auch andere. Bisher sind dennoch die Anstrengungen zur Messung und Modellierung fruchtbar gewesen, obwohl weder das Keplerteam noch irgendein anderes von der Entdeckung eines erdähnlichen Planeten berichtet hat.
Die Suche nach anderen Erden macht indessen gute Fortschritte. Am 01. Oktober 2010 berichtet in der Ausgabe 330 des Journals Science ein großes Astronomenteam über die Entdeckung eines erdgroßen extrasolaren Planetenkandidaten mit Kepler. Sorgfältig untersuchten sie die Umlaufbewegungen von zwei saturngroßen extrasolaren Planeten in dem System Kepler-9 und fanden, daß durch akribische Aufarbeitung ihrer Bewegungen deren Auswirkungen abgezogen werden konnten, um sogar Helligkeitsänderungen kleiner als 0.02% der stellaren Intensität zu verfolgen. Sie teilen das Auffinden eines Planetenkandidaten mit, dessen Größe nur etwa 1.5 Erdradien beträgt; dies macht ihn zu einem der kleinsten bekannten extrasolaren Planeten (wenn es bestätigt wird). Dieser Kandidat umkreist den Stern (sein “Jahr”) allerdings in nur 1.5924 Tagen und ist daher seinem Stern sehr nah, heiß und damit durchaus nicht erdähnlich. Nichtdestotrotz stellt er einen großen Schritt vorwärts bei der Suche nach kleinen Planeten dar. Anders als sonstige vor Kurzem gemachte Entdeckungen (wie die von einem Planeten in seiner habitablen Zone, aber beträchtlich größer als die Erde), ist dieser neue Planetenkandidat klein genug, um Erwartungen und die Begeisterung für baldige Entdeckungen extrasolarer Erden zu steigern.