Eintausend Planeten

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Eine künstlerische Darstellung des Satelliten Kepler in seiner Umlaufbahn. Das Kepler-Team hat Statistiken über 1235 neue Exoplaneten-Kandidaten veröffentlicht. NASA und Kepler


 
Die Raumsonde Kepler wurde mit ihrem im Durchmesser 1.4 m messenden Teleskop im März 2009 gestartet, um extrasolare Planeten zu entdecken und zu untersuchen. Seitdem hat dieses Teleskop über 150.000 Sterne beobachtet und nach Helligkeitsschwankungen gesucht, die darauf hindeuten, daß ein Planet vor seinem Stern vorübergezogen ist (ein Transit). Sobald die durch den Transit verursachten verräterischen Merkmale als von Planeten verursacht (und nicht als Folge anderer Effekte wie Sonnenflecken auftreten) bestätigt sind, erlaubt eine sorgfältige Beobachtung von wiederholten Transits – ihr Zeitpunkt, Lichtabschwächung und darin enthaltene Änderungen – den Astronomen, die Bahnparameter der Planeten, ihre Massen, Größen und sogar Eigenschaften ihrer Atmosphären zu bestimmen.
Nach zweijährigen Beobachtungen hat das Kepler-Team eine Arbeit veröffentlicht, welche die Besonderheiten der Ergebnisse aus den ersten vier Monaten der Mission zusammenfaßt. Die Analyse der Daten aus diesem Zeitraum brachte erstaunliche 1235 planetare Kandidaten (daß heißt, Ereignisse, die echte Transits zu sein scheinen, aber noch auf exakte Bestätigung warten) zum Vorschein. Die Ergebnisse, die erste großangelegte Untersuchung der Eigenschaften von Planeten, sind von großer Bedeutung. Obwohl diese ersten Entdeckungen nicht repräsentativ für alle Planeten sein dürften, da es sich zum Beispiel um Objekte handelt, die ihre Sterne eng um-kreisen und sehr kurze Umlaufperioden besitzen, liefern sie dennoch eine aussagekräftige Untermenge, um sie Modellen der Planetenentstehung gegenüberzustellen.
Das Keplerteam berichtet, in der Stichprobe 68 Kandidaten mit annähernd Erdgröße gefunden zu haben und weitere 288 Kandidaten, die Erdradien zwischen 1.25 und 2 aufweisen. Obwohl bis jetzt von keinem Kandidaten bekannt, daß er erdähnlich ist – mit richtiger Temperatur, Atmosphäre und Zusammensetzung – liegen etwa sechs Objekte mit weniger als zwei Erdradien in der habitablen Zone, in der Wasser, wenn es vorkommt, flüssig sein könnte. Das Team fand zudem weitere 662 Kandidaten, die von der Größe des Neptun (zwischen 2 und 6 Erdradien), 165 jupitergroße Objekte (zwischen 6 und 15 Erdradien) sowie 19 weitere, die die doppelte Größe des Jupiter erreichen (22 Erdradien).
Die aktuelle Untersuchung ist die erste große Übersicht zu diesem spannenden neuen Feld der Astronomie. Mit weiteren Beobachtungen werden fraglos für viele dieser Kandidaten die Parameter verbessert. Jedoch ist, nach der Korrektur durch die Auswirkungen von Geometrie und Meßempfindlichkeit, eine der wesentlichen Schlußfolgerungen der Gruppe, daß Kandidaten von Erdgröße in der Stichprobe vielleicht annähernd 5% ausmachen. Daß es überhaupt möglich ist, Messungen dieser Art durchzuführen, geht auf den wissenschaftlichen Einfallsreichtum, die technische Fähigkeit und das analytische Können der modernen Astrophysik zurück.