Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Die meisten Sterne von der Größe der Sonne oder größer (bezüglich der Masse) sind Teil eines Mehrfachsternsystems, in dem sich zwei oder gar drei Sterne umkreisen. Diese Tendenz spiegelt vermutlich die gegebenen Bedingungen wieder, als die Sterne entstanden, denn es ist nicht überzeugend, daß Sterne sich in ihrem späteren Dasein zusammenfinden. Die örtlichen Bedingungen während der Sternbildung lassen ihrerseits die komplexe Umgebung erkennen, falls Planeten um diese Sterne entstehen (sofern es dort welche gibt). So könnten zum Beispiel Doppelsternsysteme die Bildung irgendwelcher Planeten um sich herum verhindern.
Sternbildung wird normalerweise vom Ausstoß enggebündelter bipolarer Jets aus Gas begleitet, die senkrecht zu den (möglicherweise protoplanetaren) Scheiben um diese jungen Sterne herausschießen. Diese Materiejets stellen wichtige Quellen zur Erforschung junger Sterne und ihrer Umgebung dar. Mehrfachsysteme sollten, so die Überlegung, auch mehrere Jets besitzen. Doch obwohl Mehrfachsysteme in jungen stellaren Kinderstuben häufig sind, ist es äußerst schwierig, mehrfache Jets in solchen Systemen zu untersuchen – räumlich hochaufgelöste Beobachtungen bei Millimeter- oder Submillimeter-Wellenlängen sind notwendig, um die in größerer Zahl auftretenden Gasströme zu entwirren.
Das Submillimeter-Array (SMA) ist wie geschaffen, derart hochaufgelöste räumliche Messungen der Jets durchzuführen und vier Astronomen haben jetzt genau dies getan. Sie untersuchten ein junges, etwa 1.200 Lichtjahre entfernt gelegenes Doppelsternsystem; die beiden Sterne sind etwa 8.700 Astronomische Einheiten voneinander entfernt (eine AE entspricht der durchschnittlichen Entfernung Erde – Sonne). Im Astrophysical Journal vom 20. Oktober 2008 berichtet das Team von der Kartierung je eines bipolaren Jets für jeden Stern. Die Jets stehen nahezu senkrecht zueinander und sind allem Anschein nach voneinander unabhängig. Sie stellen auch fest, daß der massereichere Stern in diesem Paar den massereicheren Jet aufweist. Grund hierfür ist vielleicht eine massereichere Scheibe, die hilft, dieses stärkere Abströmen zu erzeugen. Ebenso interessant ist ihr Befund, daß Jets in Binärsystemen – also protostellare Scheiben – nicht notwendigerweise, nachdem die Doppelsterne entstanden sind, in die gleiche Richtung zeigen. Ob dies überhaupt auftreten sollte, bleibt eine wichtige Frage, die zukünftige Forschungsarbeiten prüfen werden.