Der Wasservorrat in einem jungen planetaren System

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Künstlerische Darstellung einer eisigen, Planeten formenden Scheibe um den jungen Stern TW Hydrae. Astronomen haben mit dem Herschel-Weltraum-Teleskop umfangreiche Mengen an Wassereis in dieser Quelle entdeckt. NASA / JPL-Caltech


 
Astronomen dachten einst, daß der Ablauf der Sternentstehung mehr oder weniger durch das schlichte Zusammenballen von Materie mittels Schwerkraft kontrolliert wird, was letztlich zu einem neuen Stern führt. Aber sie haben erkennen müssen, daß Sternentstehung eine sehr komplizierte Abfolge von Schritten mit sich bringt. In einem frühen Stadium sammelt der junge Stern eine zirkumstellare Scheibe aus Gas und Staub an. Nach wenigen Millionen Jahren hat sich diese Scheibe weit genug entwickelt, um zu beginnen, Planeten herauszubilden.
Der Stern TW Hydrae, etwa 150 Lichtjahre von der Erde entfernt, ist nur ungefähr 10 Millionen Jahre alt und befindet sich gegenwärtig in seinem Planeten formenden Stadium. Da TW Hydrae ziemlich nah und hell ist, zudem mit seinen Polen fast direkt auf die Erde ausgerichtet rotiert, können die Wissenschaftler die Materialscheibe des Sterns fast frontal sehen und untersuchen, was abläuft. Ein offenes Rätsel ist, wie Gesteinsplaneten (ähnlich der Erde) ihr Wasser erlangen können. In den meisten Modellen geht man davon aus, daß das Wasser der Erde später dorthin kam – durch Kometen aus dem äußeren Sonnensystem. Demgemäß liegt der Schwerpunkt der jüngeren astronomischen Forschung auf der Untersuchung der Zusammensetzung der äußeren Bereiche der jungen stellaren Scheibe.
CfA-Astronom Gary Melnick, ein führender Experte auf dem Gebiet von Wasser im Weltraum, hat mit einer großen Gruppe an Kollegen mittels des neuen Herschel-Weltraum-Observatoriums nach Spuren von Wasser um TW Hydrae gesucht. In der Ausgabe 334 des Magazins Science berichten sie von der Entdeckung eines überzeugenden Belegs für einen Vorrat an Wassereis in der Scheibe dieses Sterns – und leiten Mengen an Wassereis ab, die mehrere Tausend Erdozeane ausmachen. Zudem entdeckten sie aus den Details der Eischemie, daß das Eis vermutlich aus einem Gemisch stammt, das über das ganze System verteilt ist. Die Ergebnisse geben der gegenwärtigen Vorstellung von der Herkunft der Ozeane auf der Erde eine überzeugende Stütze.