Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Solare Flares, Protuberanzen und sogenannte koronale Massenauswürfe sind drei verschiedene Erscheinungsformen gespeicherter magnetischer Energie nahe der Oberfläche der Sonne, die in plötzlichen Eruptionen freigesetzt wird. Die Energie für diese spektakulären Ereignisse stammt letztendlich von den Bewegungen geladener Teilchen in dem heißen Gas. Es besteht beachtliches Interesse daran, diese Erscheinungen auf Grund ihrer durch den Sonnenwind unter Umständen zerstörerischen Auswirkungen auf die Erde zu verstehen.
Nach der geläufigen Erklärung, „Speichermodell“ genannt, richtet sich das gedehnte Magnetfeld plötzlich neu aus, etwa wie ein überdehntes Gummiband, aber es bleibt unversehrt bestehen. Das Problem mit dieser Erklärung ist, daß es voraussagt, daß die magnetische Feldstärke nach den Ausbrüchen (bis zu einem beträchtlichen Grad) unverändert bestehen bleiben sollte. Doch lassen kürzlich erfolgte Beobachtungen auf ein viel komplexeres Bild mit Änderungen des Magnetfelds schließen. Dies hat das Speichermodell ernsthaft in Frage gestellt. Der SAO-Astronom Jun Lin und sein Student haben eine neue Arbeit veröffentlicht, die zeigt, daß diese Bedenken mit einem tieferen Verständnis der in der Sonne am Werk befindlichen Prozesse zerstreut werden können. Sie ermitteln, daß bislang nicht beachtete Auswirkungen der Blickrichtung die Beobachtungen stark verzerren können und korrigiert werden müssen sowie entscheidende Vorgänge aus einer Abfolge von Schichten in der Sonnenoberfläche und nicht aus einer einzelnen Schale herrühren. Dies und einige andere Effekte können zusammen die Beobachtungen im Rahmen des Speichermodells erfolgreich erklären. Die Arbeit stärkt den Zuspruch für das Speichermodell – doch das Verständnis für die magnetischen Ausbrüche der Sonne muß jedoch immer noch fortentwickelt werden.