B1957+20

(Originalarbeit unter https://chandra.harvard.edu)

Ein Kokon im Inneren des Netzes der Schwarzen Witwe entdeckt

X-ray: NASA/CXC/ASTRON/B. Stappers et al.
Optical: AAO/J. Bland-Hawthorn & H. Jones

Dies aus Röntgen- (rot/weiß) und optischen (grün/blau) Daten zusammengesetzte Bild zeigt eine längliche Wolke, oder Kokon, aus hochenergetischen Teilchen, die hinter dem sich schnell drehenden Pulsar B1957+20 (weiße punktförmige Quelle) abströmen. Der Pulsar, auch bekannt als „Schwarze Witwe“ Pulsar, bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von annähernd einer Million Kilometer pro Stunde durch die Galaxie. Eine Bugwelle infolge dieser Bewegung ist in optischen Teleskopen sichtbar, in diesem Bild als grünliche Sichelform zu sehen. Der Druck hinter der Bugwelle erzeugt eine zweite Schockwelle, welche die Wolke aus hochenergetischen Teilchen vom Pulsar wegfegt, um den Kokon zu formen.

Der Schwarze Witwe Pulsar strahlt intensiv hochenergetische Strahlung ab, die einen Begleitstern durch Verdampfen zu zerstören scheint. Der Pulsar gehört zu einer Klasse extrem schnell rotierender Neutronensterne, die man Millisekunden-Pulsare nennt.

Man vermutet, daß diese Objekte sehr alte Neutronensterne sind, die durch das Heranziehen von Material ihrer Begleiter auf hohe Rotationsraten mit Perioden von Millisekunden beschleunigt worden sind. Der ständige Schub durch die auf den Neutronenstern einfallenden Materie beschleunigt ihn in nahezu der gleichen Weise wie das Anschieben ein Karussell sich schneller  drehen läßt.

Das fortgeschrittene Alter, die sehr hohe Rotationsgeschwindigkeit und das relativ schwache Magnetfeld stellen Millisekunden-Pulsare in eine eigene Klasse neben den jungen Pulsaren wie den Krebs-Nebel. Jedoch zeigen die Chandra-Daten, daß dieser Milliarden Jahre alte, wieder verjüngte Pulsar ein äußerst effizienter Urheber von Materie- und Antimaterieteilchen ist, gerade so wie seine jüngeren Cousins.

Der Schlüssel hierzu ist die schnelle Rotation von B1957+20. Das Chandra-Ergebnis bestätigt die Theorie, daß selbst ein recht schwach magnetisierter Neutronenstern gewaltige elektromagnetische Kräfte hervorbringen und Teilchen auf hohe Energien beschleunigen kann, um einen Pulsarwind zu erzeugen, wenn er sich nur schnell genug dreht.

  • Kurzinformation:
  • Scale: Image is 1.2 arcmin per side
  • Category: Neutron Stars/X-ray Binaries
  • Coordinates (J2000): RA 19h 59m 36.80s | Dec +20° 48′ 15.10″
  • Constellation: Sagitta
  • Color Code: Energy (X-ray = red & white; Optical = blue & green)
  • Instrument: ACIS
  • Distance Estimate: 5,000 light years
  • Release Date: February 27, 2003