Kosmische Intelligenz

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Die künstlerische Darstellung zeigt eine hypothetische, ferne Welt, bewohnt von intelligenten Außerirdischen. Das Mileura Wide-Field Array wird in der Lage sein, unbeabsichtigte Signale von allen Welten in einem Umkreis von 30 Lichtjahren um die Erde herum abzuhören. David A. Aguilar (CfA)

Kurz nach dem Urknall, der unser Universum gebar, hatte sich der Kosmos für die Materie – überwiegend Wasserstoff – soweit abgekühlt, um neutrale Atome bilden zu können. Astronomen wissen, daß neutraler Wasserstoff charakteristische Strahlung bei einer Wellenlänge von 21 cm abstrahlt und für mehr als fünfzig Jahre haben sie neutrales Gas in unserer Galaxis unter Ver-wendung dieser besonderen Strahlung erforscht. Jetzt planen sie, große neue Radioteleskope zu bauen, um das neutrale Wasserstoffgas am äußersten Rand des uns bekannten Universums zu untersuchen, Gas, das an den Anfang des Universums zurückgeht. Solche Forschungen werden wichtige Informationen über die Struktur und Eigenschaften von Materieansammlungen einige Hundert Millionen Jahre nach dem Urknall liefern, als sich, so vermutet man, die ersten Sterne und Galaxien entwickelt haben. Doch bieten die leistungsstarken Teleskope einen interessanten Nebeneffekt.

Zwei Astronomen am Center for Astrophysics, Avi Loeb und Matias Zaldarriaga, haben einen Aufsatz publiziert, in dem sie zeigen, daß die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (SETI) – hierbei handelt es sich um intelligentes Leben auf anderen Planeten im lokalen Universum – auf bemerkenswert neuen Wegen von der nächsten Generation Radioteleskope profitieren kann. Bis jetzt, so schreiben die Wissenschaftler, haben SETI-Durchmusterungen auf Durchmusterungen bei Wellenlängen vertraut, bei denen die Radiotechnologie am leistungsfähigsten war, und zwar bei Wellenlängen aufgrund empfindlicher Detektoren und sehr niedrigem Pegel an Hintergrund-geräuschen. Frequenzen etwa, die dicht bei den von Fernseh- oder sonstigen Rundfunkstationen genutzten Frequenzen liegen, bei denen die allermeisten unserer Radioübertragungen erfolgen, wurden gemieden.

Die beiden Astronomen verweisen darauf, daß die Teleskope, die konstruiert sind, den neutralen Urwasserstoff zu untersuchen, durch Zufall auf die Wellenlängen abgestimmt werden, auf denen unsere Zivilisation und auch mögliche andere lokale Zivilisationen lautstark senden. Außerdem zeigen sie, daß die Art der kosmologischen Durchmusterungen, die Beobachtungen eines breiten Himmelausschnitts über einen langen Zeitraum erfordern, zufällig geeignet sind, SETI-Quellen zu lokalisieren und zu identifizieren (wenn man annimmt, daß sie auf Planeten entstehen, deren Rotation und Umlauf beobachtet und dazu genutzt werden können, das Signal als künstlich zu erkennen). Loeb und Zaldarriaga erläutern einige Schritte, die ausgeführt werden können, um sicherzustellen, daß die Daten in richtiger Art und Weise für SETI-Informationen ausgewertet werden. Der Aufsatz stellt anschaulich das durch Zufall gesteigerte Potential astronomischer Durchmusterungen dar und die Bedeutung, durch kreative Überlegungen Gewinn aus leistungs-fähigen neuen technologischen Werkzeugen zu erlangen.