Die Zentralregion der Milchstraße

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Ein zusammengesetztes Falschfarbenbild der zentralen 50 Lichtjahre der Milchstraße, erstmals zur Gänze im fernen Infrarot gesehen. Viele der bis dahin bekannten Strukturen in dem Gebiet tragen ihre Benennung; der Ort des Schwarzen Lochs ist mit SagA*, der innere Donut mit CND bezeichnet. Kälteres Material ist in rot, wärmeres (aber dennoch relativ kalt) in blau gezeigt. NASA; ESA and M. Etxaluze


 
Das Zentrum unserer Milchstraße liegt etwa 27.000 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbilds Schütze. Direkt im Zentrum der Galaxis liegt ein Schwarzes Loch mit etwa vier Millionen Sonnenmassen. Umgeben ist es von einer ringförmigen Struktur mit ungefähr acht Lichtjahren Durchmesser, die den innen liegenden Raum aus neutralem Gas und überschlägig Tausende von Sternen einschließt. Um diese Struktur herum erstreckt sich bis auf 700 Lichtjahre hinaus eine dichte molekulare Aktivitätszone, einzigartig in der Galaxis, mit großen sternbildenden Haufen leuchtkräftiger Sterne, riesigen Molekülwolken und viele weitere, kaum verstandene Gebiete.
Es gibt so viel abschirmenden Staub zwischen uns und dieser Region, daß sichtbares Licht um einen Faktor von mehr als einer Billion abgeschwächt wird. Jedoch kann infrarote, Radio- und auch Röntgenstrahlung den Vorhang durchdringen und sie haben es Astronomen ermöglicht, das eben umschriebene Bild zu entwickeln. Ein Bereich des Spektrums, der für Astronomen von besonderem Interesse ist, sind die vier Oktaven infraroten Lichts, das vom kurzen Infrarotband (direkt ans Sichtbare angrenzend) bis zum Submillimeterband reicht. Genau in diesem Bereich gibt ein Großteil des Universums das Meiste seiner Strahlung ab – der Grund dafür ist, daß der allgegenwärtige, kalte Staub Sternenlicht (und viele weitere Arten an Strahlung) von Quellen absorbiert und in der Region des fernen Infrarotbands wieder abstrahlt. Das im letzten Jahr gestartete Herschel-Weltraum-Teleskop ist ein Gerät, das in der Lage ist, dieses Licht zu messen.
Die CfA-Astronomen Mireya Etxaluze, Howard Smith, Volker Tolls, Tony Stark und Eduardo Gonzalez-Alfonso haben mit den kürzlich erstellten Daten aus den Herschel-Durchmusterungen der Region das erste vollständige Bild des Inneren der Galaxis im fernen Infrarot veröffentlicht. Die Bilder enthüllen Bögen, Sternhaufen und Materieklumpen; das Meiste war zuvor schon aus Radiobeobachtungen bekannt, aber jetzt ist alles in Emission durch das Licht des kalten Staubs zu sehen, den sie enthalten. Bei der Modellierung der Staubemission entdeckten die Astronomen, daß frühere Beobachtungen eine kalte, aber massereiche Komponente, deren Temperatur nur ungefähr 23 Grad über dem absoluten Nullpunkt liegt, nicht wahrgenommen hatten. Das Team hat zudem herausgefunden, daß sich die Eigenschaft der Staubemission in dem Gebiet ändert und der gesamte Strahlungsausstoß alleine der inneren Ringregion zwei Millionen Sonnenleuchtkräfte beträgt. Diese Ergebnisse markieren den Beginn und nicht das Ende einer detaillierten Analyse der verschiedenen kalten, staubhaltigen Strukturen, die man nahe unseres galaktischen Kerns gefunden hat.