Braune Zwerg Zwillinge

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Der kleine Stern mit dem langen Namen 2MASS-J1207334-393254 liegt ungefähr 179 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er besitzt nur etwa vierundzwanzig Jupitermassen, zu wenig, um in der Lage zu sein, Wasserstoffbrennen in seinem Kern zu zünden. Solch ein Objekt bezeichnet man als Braunen Zwerg, ein „Stern“, der durch die Energie der Deuteriumfusion schwach leuchtet. Astronomen, die sich für die Entstehung und Entwicklung von Sternen wie unsere Sonne und Planeten wie die Erde interessieren, sind normalerweise auch an Braunen Zwergen interessiert, da diese Objekte die Lücke zwischen Stern und Planet überbrücken. Doch ist aus einem weiteren Grund 2MASS-J1207334-393254 von Interesse: er hat einen Begleiter, einen noch kleineren, nur acht Jupitermassen umfassenden Körper und darüber hinaus scheint es, als seien beide Objekte von protoplanetaren Scheiben umgeben, während sie einander umkreisen.

Wissenschaftler sind während der letzten Jahre zu dem Schluß gekommen, daß der Begleiter in diesem Binärsystem nicht das erwartete Verhalten von Brauner Zwerge zeigt. Insbesondere ist seine abgeleitete Temperatur völlig unvereinbar mit seiner Leuchtkraft – zumindest soweit es die Modelle festlegen können. Subhanjoy Mohanty und Eric Mamajek vom SAO haben gemeinsam mit zwei Kollegen neue Daten gewonnen, die diese und einige weitere Unstimmigkeiten auflösen. Aus präzisen neuen optischen Beobachtungen und sorgfältiger Modellierung schließen sie, daß der Begleiter in Wirklichkeit von einer Materiescheibe umgeben ist, die nahezu von der Kante her gesehen wird; die Gesamtmasse dieser Scheibe beläuft sich auf etwa die gleiche Masse wie die unseres Mondes. Da 2MASS-J1207334-393254 ebenfalls eine Materiescheibe besitzt, handelt es sich bei diesem Objekt um ein Binärsystem mit zwei Scheiben. Die Astronomen vermuten, daß diese Schlußfolgerungen, falls richtig, es denkbar erscheinen lassen, daß vor etwa acht Millionen Jahren beide Objekte gemeinsam aus einer Materiescheibe hervorgingen, die vielleicht zehnmal massereicher war, als sie heute ist. Wenn sogar Braune Zwerge Scheiben dieser Größe haben können, dann könnten sich auch Asteroide oder andere, noch kleinere Körper in ihrer Mitte be-finden. Die neuen Ergebnisse helfen zum einen, die meisten Wiedersprüche aufzulösen, welche die Astronomen beunruhigt haben, und zum zweiten, die vielfältige Komplexität der stellaren Entwicklung im kosmischen Kreislauf der Sterngeburt zu verdeutlichen.