Eine Zählung junger Sterne

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Junge Sterne entstehen unweit des Randes dieser kosmischen Wolke im Sternbild Perseus, wie in dieser Infrarot-Aufnahme des Spitzer-Weltraum-Teleskops der NASA zu sehen ist. Astronomen des SAO stellten eine Zählung in der Wolke fertig und finden eine neue Generation sehr junger Sterne, die als rötlich-pinkfarbene
Punkte im Bild oben rechts wiedergegeben sind. NASA / JPL-Caltech


Der leuchtende Nebel aus erwärmtem Gas und Staub, als IC 348 bekannt, liegt etwa 1.000 Lichtjahre von der Erde entfernt in Richtung des Sternbilds Perseus. Es ist seit langem bekannt, daß IC 348 eine aktive Sternenwiege ist, aber niemand war bisher in der Lage, eine genaue Zählung ihres Bestandes durchzuführen, da die meisten jungen Sterne tief in ihren Geburtswolken aus Licht verschluckendem Staub eingebettet sind. Genau genommen dauerte es bis zum Ende des letzten Jahrhunderts, als Instrumente für infrarotes Licht entdeckten, daß sogar extrem junge Sterne im Nebel verborgen und die Vorgänge der Sternentstehung immer noch am Werk waren. Heute wissen wir, daß der Nebel eine Population aus mindestens 300 jungen Sternen beheimatet, deren durchschnittliches Alter nur ungefähr 2- 3 Millionen Jahre beträgt. Die meisten von ihnen sammeln sich nahe dem Nebelzentrum, doch Astronomen, die versuchen, die Geheimnisse der Sternentstehung zu lüften – wo und wie werden sie geboren und welche Art von Sternen bilden sich? – wollten eine vollständige Zählung erhalten, um sicher zu sein, etwa wichtige Mitglieder oder wesentliche Prozesse nicht zu übersehen. Vermutlich entstand die Sonne ebenfalls in einem ähnlichen Haufen wie diesem.
August Muench, Charlie Lada und drei ihrer Kollegen haben die Infrarot-Kameras des Spitzer-Weltraum-Teleskops genutzt, um die Wolke IC 348 einschließlich ihrer Ränder zu untersuchen und so viel als möglich von deren gesamten Sternpopulation aufzufinden, zu identifizieren und zu klassifizieren. Sie entdeckten etwa 60 zuvor unbekannte junge, neue Sterne.
Sie schreiben, daß 31 Sterne aus dem gesamten Ensemble sehr jung sind und noch immer durch Akkretion von Material aus der umgebenden Wolke wachsen. Weitere 118 Sterne wachsen nicht mehr und liefern Hinweise auf eine umgebende Scheibe, die meistens als Zeichen für zukünftige Planeten gedeutet wird. Sie haben überdies entdeckt, daß die jüngsten Sterne nicht in der Nähe der älteren zu finden sind, sondern in einem fadenförmigen Materiestreifen nahe der Wolkenränder. Dieses Ergebnis bekräftigt, wie bedeutsam es ist, eine ganze Region zu untersuchen (und nicht nur die offensichtlichen Bereiche), bevor man verallgemeinernde Schlußfolgerungen zieht. Die Wissenschaftler errechneten zudem, daß der Nebel in den letzten 2.5 – 5 Millionen Jahren neue Sterne in einer mehr oder weniger gleichbleibenden Rate von einem Stern pro 20.000 Jahre gebildet hat. Die Ergebnisse zeigen: auch wenn die Sternentstehung nach einem angestoßenen Aktivitätsausbruch schnell fortschreiten kann, setzt sie sich in einem charakteristischen Nebel mit gleichmäßigem Tempo für eine lange Zeit fort. Während sich die ursprünglichen Strukturen von IC 348 mit der Zeit auflösten, neigen die Sterne dazu, sich in filamentartigen Strukturen anzuordnen. Vielleicht begann die Sonne auch in einer ähnlichen, filamentartigen Wiege, die sich aber schon längst aufgelöst hat.