Ein neuer Blick auf koronale Wellen

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Aufnahmen einer Sonneneruption, die auf drei Arten vor und nach dem Ereignis zu sehen ist: im optischen Licht, bei Röntgenstrahlung und in ihrer magnetischen Feldstärke. NASA, YNAO, HINODE und SOHO


 
Die Korona, die heiße äußere Region der Sonnenatmosphäre, ist von Magnetfeldern durchzogen, die sich in Schleifen von der Oberfläche der Sonne aufwärts winden und verdrillen, angetrieben durch Bewegungen ihrer dichteren Atmosphäre. Sofern einer dieser magnetischen Schleifen aufbricht, kann dies einen Masseauswurf und einen Flare erzeugen, deren Röntgenstrahlung und herausgeschleuderte Teilchen die Kommunikation auf der Erde unterbrechen können. Seit etwa fünfzehn Jahren ist bekannt, daß es nahezu kreisförmige Wellen gibt, die sich durch die Korona auf einer Größenordnung kräuseln, die die gesamte Sonnenscheibe umfaßt. Die mögliche Verbindung dieser Wellen mit Sonneneruptionen oder anderen Aktivitätserscheinungen ist ein reges Forschungsfeld, da man in der Lage sein will, solare Stürme vorherzusagen.
Koronale Wellen sind in Verdacht geraten, einen erheblichen Tiefgang in die Atmosphäre zu besitzen, doch Beobachtungen mit einem einzelnen, im Weltraum kreisenden Teleskop ergeben nur ein zweidimensionales Bild der Wellenaktivität. Die NASA startete 2006 die STEREO-Mission: zwei identische Satelliten, aber auf unterschiedlichen Umlaufbahnen, um den dreidimensionalen Aufbau von Sonneneruptionen zu untersuchen. Neun Astronomen erkundeten mit STEREO und weiteren, sonnenbeobachtenden Raumsonden das dreidimensionale Verhalten koronaler Wellen. In einem Aufsatz, der am 10. Dezember 2009 im Astrophysical Journal erscheint, legen sie ihre Untersuchung einer Welle vor, die am 07. Dezember 2007 auftrat und die wenige Minuten später eine Eruption und einen Auswurf erzeugte.
Die ultravioletten Aufnahmen der koronalen Welle, die man mit jedem der STEREO-Satelliten erhielt, sind zu Beginn der Beobachtungen sehr unterschiedlich, sehen aber mit fortschreitender Zeit immer ähnlicher aus. Unter Beachtung von Projektionseffekten und der Physik koronaler Ausbrüche folgerten die Wissenschaftler, daß der dreidimensionale Aufbau der Wellen ihre zu beobachtenden physikalischen Eigenschaften sehr stark beeinflussen kann.