Astronomie ohne Teleskop – SETI 2.0

Fünfzig Jahre unheimlicher Stille bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz hat dazu geführt, daß überdacht wird, nach was wir suchen sollten.
Es erscheint nun unwahrscheinlich, daß Zivilisationen viel Zeit und Energie in die Übertragung eines „Hallo, wir sind da“ investieren würden, so daß wir nach beiläufigen Anzeichen von außerirdischer Aktivität suchen sollten – von atmosphärischer Verschmutzung bis zu Hinweisen auf stellare Technik, die von einer außerirdischen Zivilisationen eingesetzt wird, um ihren alternden Stern vor dem Übergang zu einem Roten Riesen zu bewahren.
Wir wissen, daß eine spektroskopische Untersuchung der irdischen Atmosphäre freien molekularen Sauerstoff anzeigen wird – ein verräterischer Hinweis auf Leben. Die Anwesenheit von Chlorfluorkohlenstoff würde außerdem sehr stark für eine fortgeschrittene industrielle Aktivität sprechen. Wir wissen zudem, daß Atombombentests in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts Störungen im Van-Allen-Gürtel erzeugten, die vermutlich noch für Wochen nach jeder Explosion fortbestanden.
Dies sind auf planetarer Ebene Anzeichen für eine Zivilisation, die gerade unterhalb der Stufe einer Kardaschow-Zivilisation vom Typ 1 steht. Die irdische Zivilisation hat anscheinend die Stufe 0.73 erreicht. Eine Zivilisation der Stufe 1 ist fähig, die gesamte auf einem Planeten verfügbare Energie zu nutzen – und könnte unbeabsichtigt ihre Anwesenheit anzeigen, nachdem sie umsichtig große Mengen an nuklearem Müll in ihrem Stern abgeladen hat. Man sollte A- und F-Sterne auf Technetium untersuchen – oder nach Überhäufigkeiten an Praseodym und Neodym.
Auch sollte man nach Zeichen stellarer Technik fanden, die eine Zivilisation anzeigt, die sich der Stufe des Kardaschow-Typ 2 nähert. Dies ist eine Zivilisation, die in der Lage ist, die gesamte verfügbare Energie eines Sterns zu nutzen. Sie könnte einen künstlichen elektrischen Strom um den Äquator des Sterns gelegt haben. Der Strom erzeugt ein ausreichend starkes Magnetfeld, um den gesamten Sternwind zu verstärken und in zwei gebündelte, polare Strahlen umzulenken.
Bild: Star-Lifting
Linkes Bild – Ein Modell für „star lifting“. Ein künstlicher äquatorialer Ring aus elektrischem Strom (RC) erzeugt ein Magnetfeld, das den stellaren Wind mittels magnetischer Düsen (MN) bündelt und ausrichtet, um zwei polare Jets (J) zu erzeugen. Rechtes Bild (Quelle: SETI Institut) – Künstlerische Darstellung des vollständigen Allen Telescope Array für zukünftige SETI Beobachtungen.
Diese Jets könnten zur Energieerzeugung genutzt werden, könnten aber auch ein Weg sein, das Leben eines alternden Sterns zu verlängern. In der Tat könnte dies eine Überlebensstrategie für uns werden, um die lebensfreundliche Zone des Sonnensystems für die Umlaufbahn der Erde länger zu erhalten. In weniger als einer Milliarde Jahren erwartet man, daß die Ozeane der Erde auf Grund der stetigen Zunahme der Leuchtkraft der Sonne verdampfen, aber sorgfältig gehandhabtes „star lifting“, um die Sonnenmasse zu ändern, könnte diese zeitliche Grenze beträchtlich in die Zukunft verschieben.
Es ist auch denkbar, daß Typ-2-Zivilisationen mit Hertzsprung–Russell (HR)-Parameter spielen, um die Entwicklung ihrer Sonne auf den Roten Riesenast des HR-Diagramms – oder andernfalls zu einer Supernova – zu verlangsamen. Einige gut platzierte und geeignet abgeschirmte Atombomben könnten ausreichen, Sternmaterial zu durchmischen, um die Heliumfusion im Kern des Sterns zur verzögern – oder andererseits einen Kernkollaps verhindern.
Es ist sogar schon spekuliert worden, daß bei den rätselhaften Blue Straggler (blaue Nachzügler), die im Gegensatz zu den meisten Sternen ihres Typs keine Supernova durchlaufen haben, herumgebastelt worden ist (wobei das Wort spekuliert schon sehr beansprucht ist).
Zivilisationen auf der Kardaschow-Stufe 3 entdecken… schwierig. Man überlegt, ob sie Dyson-Netze um supermassereiche Schwarze Löcher bauen könnten, um Energie auf galaktischer Ebene zu gewinnen. Doch könnten sie einfach all diese Energie einsetzen, um Begegnungen mit störenden Sternschiffkapitänen der Typ I Zivilisation zu umgehen. So müssen wir vielleicht uns erst einmal darüber im Klaren werden, wen genau wir dort draußen finden wollen.
Von Steve Nerlich in Universe Today – Übersetzt von Harald Horneff