Astronomie ohne Teleskop – Leben durch kosmische Strahlen

Wir wissen alle, daß Astronomie einfach nur wunderbar ist – und so gut wie alles, das in der Welt von Interesse ist, auf dem einen oder anderen Weg mit Astronomie und Raumforschung vernetzt ist. Man denke nur an die Schwerkraft, drahtloses Internet und natürlich das Ohr-Thermometer.
Aber wäre es nicht phantastisch, wenn wir nicht auch die gesamte Entstehung des Lebens auf die Astronomie zurückführen könnten? Scheinbar kann man es – und dabei geht es um die kosmische Strahlung. Es gibt drei Kandidaten dafür, wie alles begann:

  1. Schlote in der Tiefsee mit Hitze, Wasser und viel durchmischter Chemie ermöglichte die zufällige Bildung einer sich selbstkopierenden kristallinen Verbindung – die, da selbstvermehrend, schnell begann, eine Umgebung aus begrenzten Ausgangsstoffen zu beherrschen. Da sie aber nicht perfekt selbstkopierend war, konnten von nun an einzelne Formen, die nur ein klein wenig effizienter bei der Nutzung dieser begrenzten Ressourcen waren, ihren Vorteil gegenüber anderen Formen einbringen. Und so ging es Schritt für Schritt weiter.
  2. Irgendetwas traf auf einem Kometen oder Asteroiden ein. Dies ist die Panspermie-Hypothese, die das Problem aber nur einen Schritt zurück verlagert, da Leben dann anderswo beginnen mußte. Das Ganze erinnert etwas an die Hypothese von Gott. Nichtsdestotrotz ist es eine zulässige Annahme.
  3. Das Miller-Urey-Experiment zeigte: zündet man in einer einfachen Mischung aus Wasser, Methan, Ammoniak und Wasserstoff einen elektrischen Funken, der einem Blitzschlag in der frühen irdischen präbiotischen Atmosphäre gleichwertig ist, verwandelt man etwa 15% des Kohlenstoffs, der in der anorganischen Atmosphäre vorliegt in organische Bestandteile, hauptsächlich in 22 Arten von Aminosäuren. Von da aus wird angenommen, daß ein sich selbst vermehrendes Molekül ins Dasein trat und von nun an… siehe Punkt 1.).

Zusätzliche Unterstützung für die Miller-Urey-Annahme kam durch die Untersuchung „alter“ Gene. Dabei handelt es sich um Gene, die einer großen Vielzahl an unterschiedlichen Arten gemeinsam sind und daher wahrscheinlich von einem gemeinsamen frühen Vorfahren stammen. Es wurde festgestellt, daß diese alten Gene vorzugsweise Aminosäuren codieren, die im Miller-Urey-Experiment erzeugt werden können und die einzigen Aminosäuren waren, die für frühe irdische Organismen verfügbar gewesen sein könnten. Erst später wurde ein viel größerer Satz an Aminosäuren verfügbar, als nachfolgende Generationen an Organismen zu lernen begannen, wie man diese Aminosäuren herstellt.

Jetzt argumentieren Erlykin und Wolfendale, daß die in einem durchschnittlichen Gewitter erzeugte verfügbare Blitzenergie nicht ausreichend gewesen sein dürfte, um die Reaktionen des Miller-Urey-Experiments hervorzurufen und ein zusätzlicher Faktor benötigt wird, um die Blitze in der frühen irdischen Atmosphäre irgendwie zu verstärken. An dieser Stelle kommt die kosmische Strahlung ins Spiel. Ein Elektronenschauer in der Luft, hervorgerufen durch ein hochenergetisches kosmisches Teilchen.
Bild: ElektronenschauerWährend viele kosmische Strahlen durch die Sonnenaktivität erzeugt werden und die meisten davon nicht tief in die Atmosphäre eindringen, können hochenergetische kosmische Teilchen, die allgemein außerhalb des Sonnensystems entstehen, einen Elektronenschauer in der Luft hervorrufen. Dieser wird von einem kosmischen Strahlungsteilchen ausgelöst, das mit einem Teilchen der Atmosphäre zusammenprallt und eine Kaskade aus geladenen Pionen erzeugt, die in Myonen und dann weiter in Elektronen zerfallen – Ergebnis ist eine dichte Ansammlung an Elektronen, die bis auf 2 Kilometer oder weniger über die Erdoberfläche herabregnen.
Solch ein in der Luft auftretender dichter Elektronenschauer könnte ein sehr energiereiches Gewitter auslösen, verstärken sowie aufrechterhalten und die Forscher schlagen vor, daß dies der Auslöser war, mit dem alles begann, als vielleicht das junge Sonnensystem vor über vier Milliarden Jahren an einigen urzeitlichen Supernovae vorbeidriftete.
Wahnsinn.
Von Steve Nerlich in Universe Today – Übersetzt von Harald Horneff