Astronomie ohne Teleskop – Es bleibt nur der Weg nach oben

Einem Gravitationstrichter zu entkommen ist nie ein einfaches Vorhaben. Im Gegensatz zu anderen Arten von Brunnen gibt es keine Wände, sodass die Möglichkeiten sehr schnell begrenzt sind. über die Jahre haben die Menschen auf verschiedenen Wegen experimentiert, der Schwerkraft zu entkommen  mit sehr unterschiedlichem Erfolg.
Ein erster Versuch wurde mit dem Turmbau zu Babel unternommen  zumindest im übertragenen Sinn  doch es ging nicht gut (wieder im übertragenen Sinn). Selbst mit der heutigen Technik bleibt solch ein Bau ein zweifelhaftes Unterfangen. Der ziemlich neue Burj Khalifa in Dubai erreicht nur eine Höhe von 830 Meter.
Sich selbst aus einer Kanone abschiessen zu lassen oder seinen Thron mit Sprengstoff zu versehen, wie im Falle von Wan Hu, allgemein als unbedeutender Beamter der Ming-Dynastie um 1500 beschrieben, ist gleichermassen mit Schwierigkeiten behaftet.

Angenommen, man überlebt die anfängliche Explosion (unwahrscheinlich), dann wird man von der gewaltigen Beschleunigung, die nötig ist, um die auf Meereshöhe bezogene Fluchtgeschwindigkeit von 11.2 km/s zu erreichen, auf jeden Fall umgebracht. Zudem gibt es ein Problem mit dem Luftwider-stand. Die Luft vor unserem Helden wird überhitzt, was garantiert, dass er auf dem Weg nach oben, wenn auch schon tot, eingeäschert wird.
Es wäre um vieles einfacher, wenn jemand ein Seil herab werfen würde. Gleich mehrere Personen sollen erstmals über einen Raumaufzug nachgedacht zu haben  aber der erste war vermutlich Konstantin Tsiolkovsky. Es ist eine elegante und zumindest theoretisch machbare technische Lösung. Man muss sich nur auf eine geostationäre Umlaufbahn begeben und von dort aus ein Kabel aus einer Kohlenstoffnanoröhre (die jeden Tag erfunden werden könnte) herablassen.
Doch bis heute brauchen wir die gute, alte Rakete  für die wir neben anderen auch Tsiolkovsky Dank sagen können. Obwohl auch hier das Erreichen der Fluchtgeschwindigkeit von 0 auf 11.2 km/s, auf Meereshöhe bezogen, tödlich ist  falls man aber ein wenig Höhe mit niedrigerer Beschleunigung erreicht, wird als Folge die Fluchtgeschwindigkeit ab dieser Höhe niedriger sein, und so fort. Wenn man also mit genügend Treibstoff starten kann, um fortwährend Höhe zu gewinnen, kann man letzt-lich dem Schwerkrafttrichter entkommen. Wir haben dies schon mit automatischen Sonden, ganz zu schweigen von Teleskopen, durchgeführt. Aber noch nie mit Menschen.Die Lagrangepunkte 1 und 2 sind geeignete Landmarken, um den Rand des Schwerkrafttrichters der Erde zu identifizieren. L2 ist vielleicht das bessere Ziel, da man den Erdschatten nutzen kann, um den schädlichen Einfluss der Sonnenstrahlung zu verringern. Bei einer Entfernung von 1.5 Millionen km, das ist etwa die vierfache Entfernung Erde  Mond, könnte ein einmonatiger Hin- und Rückflug möglich sein. Dies ist sicher eine Herausforderung und man wird von einer ganzen Menge kosmischer Strahlung getroffen  aber nicht zu vergleichen mit dem möglicherweise selbstmörderischen, über zwei Jahre dauernden Hin- und Rückflug zum Mars.
Ich habe mir beinahe alles bildlich vorgestellt, als ein bekanntes ahem zu hören ist, denn der Hund bemerkt, dass sein Herrchen immer wieder geistesabwesend an den Himmel starrt. Entschuldigung, guter Hund  und wir gehen ins Haus zurück.
Von Steve Nerlich in Universe Today. übersetzt von Harald Horneff