Abbildung eines Mehrfachsterns

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Optische Aufnahme des Sternfeldes, in dem das Dreifachsystem GW Orionis im Zentrum liegt. Astronomen haben mit Erfolg die ersten hochaufgelösten Bilder dieses Systems erhalten, in dem sich zwei Sterne im Abstand von 1.4 AE umkreisen und der dritte sich in einer Entfernung von 8 AE befindet.


 
Optische Aufnahme des Sternfeldes, in dem das Dreifachsystem GW Orionis im Zentrum liegt. Astronomen haben mit Erfolg die ersten hochaufgelösten Bilder dieses Systems erhalten, in dem sich zwei Sterne im Abstand von 1.4 AE umkreisen und der dritte sich in einer Entfernung von 8 AE befindet.
Mehrfachsternsysteme – Doppelsysteme, Dreifachsysteme oder vielleicht noch mehr Sterne, die sich gegenseitig umkreisen – sind einzigartige Laboratorien, um die Wechselwirkungen zwischen Sternen und ihren anfänglichen Umgebungen zu erforschen. Junge Sterne entwickeln sich durch Akkretion von Materie. Wie und wann die Akkretion endet und somit die endgültige Masse eines Sterns bestimmt, gehört zu den wichtigen ungelösten Rätseln in der Astronomie. In einem Mehrfachsternsystem ist die Akkretion noch viel komplexer, da unter Umständen Material um jeden Stern und darüber hinaus Material um die ganze Gruppe einbezogen ist. Ein besseres Verständnis von Mehrfachsternen, insbesondere diejenigen, die sich eng umkreisen und folglich die Akkretion viel stärker beeinflussen, kann Licht auf den Akkretionsprozess werfen.
Einer aus zwanzig Astronomen bestehenden Gruppe gelang mit dem Infrared Optical Telescope Array (IOTA, nicht mehr im Einsatz) des SAO am Mt. Hopkins, Arizona, das erste direkte Bild eines Dreifachsternsystems mit einer Umlaufbahn, die in der Größenordnung von nur einer AE liegt (eine AE ist die durchschnittliche Entfernung der Erde von der Sonne).
Die Astronomen waren in der Lage, die Parameter des GW Orionis genannten Dreifachsystems zuverlässig zu messen. Ein Stern hat 3.6 Sonnenmassen, der andere 3.1 Sonnenmassen und sie umkreisen sich in einer Entfernung von 1.35 AE. Ein dritter Begleiter, dessen Existenz zuvor aus Untersuchungen des stellaren Wackelns gefolgert wurde, ist ebenfalls abgebildet und umkreist die beiden anderen in einem Abstand von ungefähr 8 AE. Ungewöhnlich hell ist das System im nahen Infrarot; dies deutet an, daß immer noch geringe Akkretion auf das System erfolgt, aber weitere Bemühungen sind notwendig, die Antwort auf diese Frage zu finden. Die Befunde unterstreichen die Leistungsfähigkeit optischer Teleskopfelder bei der Untersuchung eng beieinander stehender multipler Sterne.