Stellare Embryonen

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Infrarotbild eines Haufens neuer Sterne, die sich in einem dunklen Filament aus Gas und Staub im Sternbild Cygnus bilden. Die ersten genauen Beobachtungen eines jungen, prästellaren Kerns in einem ähnlichen Haufen haben gezeigt, daß sich die stellare Entwicklung in einer Umgebung mit Haufenbildung entscheidend vom Fall einer einzeln stehenden Sternbildung unterscheidet. NASA; Spitzer


 
Sterne bilden sich, weil die Gravitation in interstellaren Wolken Gas und Staub zusammenzieht, bis sich aus dem Material so dichte Klumpen formen, die sich in Sterne transformieren. Wie dies aber genau abläuft und ob die Vorgänge für alle Sterne gleich sind, bleibt überaus fraglich. Astronomen haben sehr junge Materieklumpen, sogenannte “prästellare Kerne”, die tief in den Geburtswolken gelegen sind, in der Hoffnung untersucht, diese Fragen zu klären. Aber gerade weil die Kerne noch keine Sterne beherbergen, oder bestenfalls nur sehr, sehr junge Sterne, sind sie lichtschwach und schwer zu beobachten.
Sieben Astronomen, darunter Tyler Bourke, Philip Myers und David Wilner vom CfA, führten mit dem Submillimeter Array die erste genaue auf Beobachtung beruhende Untersuchung des inneren Aufbaus eines prästellaren Kerns durch. Astronomen mußten erkennen, daß Geburtswolken meistens eine filamentartige, jedoch keine kugelförmige Gestalt aufweisen; daher untersuchte das Team einen vermuteten Embryo in einer (sogar kälteren) filamentartigen Wolke. Sie suchten ein Filament aus, das nur etwa 400 Lichtjahre entfernt liegt und von dem man wußte, daß es eine Kette warmer Stellen enthält, die stellare Embryos sein könnten.
Die Forscher untersuchten einen dieser Orte in der Millimeter-Strahlung sowohl seines Staubs als auch zweier einfacher, Stickstoff enthaltender Moleküle, von denen aber bekannt ist, daß sie dichtes Gas anzeigen, welches man um einen prästellaren Kern erwartet. Die Ergebnisse der Gruppe beinhalten die ersten, räumlich hochaufgelösten Beobachtungen solch eines jungen Kerns. Sie folgern, daß das Material anscheinend kollabiert und die Masse des Objekts ungefähr 0.29 Sonnenmassen (woraus ein Stern kleiner als die Sonne entsteht) beträgt. Der Kern erstreckt sich gegenwärtig über etwa 1.000 Astronomische Einheiten (im Sonnensystem reicht diese Ausdehnung an den inneren Bereich heran, wo Kometen beheimatet sind). Insgesamt unterscheiden sich die neuen Resultate beträchtlich von den Vorhersagen einfacher Theorien und weist darauf hin, daß dieser Kern durch die Fragmentierung des Filaments und durch die Anwesenheit von weiteren Kernen in diesem Haufen wesentlich beeinflußt worden ist.