Ein Exoplanet umkreist ein Doppelsternsystem

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Eine künstlerische Darstellung von Kepler 16, einem Exoplaneten, der zwei Sterne umkreist. NASA und Kepler


Der Satellit Kepler, dessen Team jetzt die Entdeckung von 1781 Exoplaneten-Kandidaten (ein Planet um einen anderen Stern als die Sonne) bekannt gegeben hat, hat ebenfalls entdeckt, daß zumindest einer davon einen Doppelstern umkreist. Jeder der beiden Sterne in diesem System ist kleiner als die Sonne (0.2 respektive 0.69 Sonnenmassen) und der Planet, genannt Kepler 16, umkreist tatsächlich beide Sterne (und nicht nur einen). Ein größeres Astronomenteam, zu dem auch Samuel Quinn, Dave Latham, Guillermo Torres, Matt Holman, Robert Stefanik, Warren Brown, John Geary und Dimitar Sasselov vom SAO gehören, berichtet im Journal Science (Nr. 333) über die Entdeckung von Kepler 16. Der Satellit Kepler mißt Exoplaneten, wenn diese vor ihrem Stern vorüberziehen und sein Licht geringfügig und kurz abschwächen; glücklicherweise zieht in diesem System der Planet von der Erde ausgesehen vor beiden Sternen vorbei. Der Planet selbst besitzt etwa die Masse des Saturn, umkreist das Sternpaar in 221 Tagen und weist eine Oberflächentemperatur von ungefähr -87° Celsius auf.
Es gibt manch bekannten, spektakulären Anreiz, sich einen Planeten mit zwei Sternen vorzustellen (da die meisten Sterne jedoch Doppelsternsysteme sind, gibt es vermutlich viele Planeten mit zwei Sonnen an ihrem Himmel, auch wenn sie nur eine von beiden umkreisen). Dennoch gibt es einige gewinnbringende wissenschaftliche Folgerungen aus diesem System mit drei Objekten. Insbesondere können Modelle die Massen und Umlaufbahnen aller drei Körper genau bestimmen. In diesem System besagt die Tatsache, daß der Planet beide Sterne umkreist, daß seine Umlaufbahn eng mit der Umlaufbahn der beiden Sterne abgestimmt ist. Im Gegenzug legt dieser Tatbestand die wichtige Schlußfolgerung nahe, daß sich der Planet vermutlich zur selben Zeit wie die Sterne gebildet hat und nicht etwa von irgendwoher kommend eingefangen wurde; eine sich daraus ergebende Umlaufbahn würde höchstwahrscheinlich nicht so abgestimmt sein. Diese und weitere Einzelheiten, wie die Beschaffenheit der Umlaufbahnen, macht Kepler 16 zu einem besonders spannenden und ertragreichen Exoplaneten-Untersuchungsobjekt, da Astronomen versuchen, die Frage zu klären, wie Planetensysteme entstehen und sich entwickeln.