Astronomie ohne Teleskop – Planetenkunde für die Heimat

Ständig finden wir Exoplaneten. Unsere Nachweismethoden fischen zurzeit nur die größeren heraus, aber die Methoden werden von Monat zu Monat besser. Eines Tages, in nicht allzu ferner Zukunft, ist es vorstellbar, daß man einen Planeten findet, an dessen Oberfläche eine Schwerkraft im Bereich von 1G herrscht – und der seinen Stern in einer Bahn umkreist, die wir in Bezug auf den Menschen die Goldilocks-Zone nennen, da dort Wasser in flüssiger Form existieren kann.
Angenommen, man findet solch einen Planeten und richtet all das SETI-Zeug darauf. Man beginnt, schwache morseähnliche Zeichen zu empfangen – rätselhaft, aber zweifelsfrei von künstlicher Natur. So wie wir sind, entsenden wir eine Raumsonde. So wie wir sind, wird es eine Briefkampagne geben, die fordert, daß wir die Oberste Direktive“ einhalten. Infolgedessen wird diese Raumsonde einige neu entwickelte Tarntechnologien an Bord haben, so daß sie am Goldilocks-Planeten unsichtbar und nicht feststellbarbar ankommen wird.
Die Sonde wird ziemlich lange unterwegs sein, um ihr Ziel zu erreichen. Unterwegs erreichen sie Hinweise, daß die außerirdische Zivilisation ihre Technologie stetig weiterentwickelt, sogar schwarzweiße Fernsehkomödien beginnen einzutreffen – und da all das zu uns weitergeleitet wird, sind wir in der Lage zu beginnen, deren Kommunikation in eine Reihe von „Dialekten“ zu übersetzen.
Wenn die Sonde angekommen und getarnt in eine Umlaufbahn eingeschwenkt ist, wird es augenfällig, daß auf dem Planeten ein Problem auftaucht. Viele seiner Bewohner haben begonnen, ihre Besorgnis darüber auszudrücken, daß ihre fortschreitende Technologie beginnt, in Hinblick auf Rodung und atmosphärischer Kohlenstoffbelastung Auswirkungen auf den Planeten zu zeigen.
Von unserem fernen und unbeteiligten Beobachtungspunkt aus können wir sehen, daß jeder auf dem Planeten, der denkt, sie lebten in einer stabilen und unveränderlichen Umwelt, dieser einfach keine Beachtung schenkt. Dieser Tage war ein Vulkanausbruch und ihre Geologen finden andauernd alte Einschlagskrater, die in der Vergangenheit des Planeten ganze Ökosysteme umgestaltet haben.
Es wird offenkundig, daß die Bewohner des Planeten zu sehr mit ihren Alltagsproblemen beschäftigt sind, um fähig zu sein, eine unvoreingenommene Bestandsaufnahme über das, was sich da ereignet, zu erstellen – oder wie damit umgegangen werden soll. Sie haben recht, daß ihr technologischer Fortschritt den CO2-Wert von 280 ppm auf über 380 ppm innerhalb von nur 150 Jahren erhöht hat – und damit auf einen Wert, der viel höher ist als alles, was in ihren Eiskerndaten meßbar ist, die eine halbe Million Jahre zurückreichen. Da aber enden die greifbaren Daten.
Vertreter, die einer Änderung das Wort reden, zeichnen Diagramme, die Temperaturanstiege zeigen, während Konservative argumentieren, dies ist nur Erbsenzählerei mittels eines begrenzten Zeitraums. Am Ende könnte ein kurzer Anstieg im Hintergrundrauschen einer länger zu überprüfenden Periode verloren gehen – und überhaupt, wie glaubwürdig sind 150 Jahre alte Daten? Andere, pragmatisch orientierte Personen zeigen auf die Vorteile, die sich aus der fortschrittlichen Technologie ergeben haben und verweisen darauf, daß man halt Eier aufschlagen muß, wenn man ein Omelette zu machen gedenkt (beziehungsweise das Gegenstück in der außerirdischen Küche).
Zurück auf der Erde lachen unsere Nachkommen ironisch, haben sie dies doch alles schon erlebt. Neben interstellaren Sonden und getarnten Gerätschaften haben wir auch eine zuverlässige Form der Asimovschen Psychogeschichte entwickelt. Damit läßt sich sehr einfach berechnen, daß die statistische Wahrscheinlichkeit für eine globale Bevölkerung, eine abgestimmte Risikomanagementstrategie anzunehmen, wenn ein unbestreitbarer, ins Auge springender Beweis einer bevorstehenden Katastrophe fehlt, genau… (Referenzwert entfernt, um eine Störung der Zeitlinie zu vermeiden).
Von Steve Nerlich in Universe Today – Übersetzt von Harald Horneff