Die Instrumente
Beim Hauptteleskop der Volkssternwarte Darmstadt handelt es sich um einen TS ONTC
Carbon-Newton (Öffnung 14 Zoll, Öffnungsverhältnis f/4,6 bzw. 350/1600 mm). Dieser hat damit
45 mm mehr Öffnung als sein ausgemusterter Vorgänger (305/2100 mm), hat aber aufgrund der
kürzeren Brennweite (größere Lichtstärke) einen deutlich kürzeren Tubus. Der Hauptspiegel ist ein
Orion UK Suprax-Spiegel.
Mit zum Umfang des Teleskops gehören ein visuell und fotografisch einsetzbarer
Komakorrektor (ParaCorr) und ein 31-mm-Nagler-Okular.
Die Montierung vom Typ Knopf MK70S ist eine der besten auf dem Markt.
Sie trägt Teleskope bis uber 70 kg Gewicht und ist mit einer GoTo-Steuerung (FS2) ausgestattet.
Zum neu angeschafften Equipment gehört auch eine CCD-Kamera Modell Moravian G2-4000 mit Filterrad und zahlreichem Zubehör.
Die ungarische Firma CFF (Coma Free Field) stellt in Einzelanfertigung hervorragende Refraktoren her. Die Volkssternwarte hatte das Glück mit Hilfe der Tschira-Stiftung ein solches Teleskop gebraucht aber jung zu erwerben. Als voll korrigierter Dreilinser mit knapp 7,5" Apertur bietet dieses Gerät eine sehr kontrastreiche Abbildung und hat uns und unseren Besuchern schon viele vergnügliche Beobachtungsstunden ermöglicht. Aufgrund des moderaten Öffnungsverhältnisses von etwa f/7 sind Deep Sky genauso wie Planeten und Mond, aber auch mit entsprechendem Filter die Sonne geeignete Ziele.
Schwerpunktmäßig dient das Teleskop dazu Kinder und Jugendliche für die Astronomie zu begeistern und den Umgang mit den Geräten zu erlernen. Dazu gehört auch der fotografische Einsatz von einfacher Webcam für Planetenaufnahmen über die Spiegelreflexkamera bis hin zur Astrokamera der Sternwarte, die bereits am Newton eingesetzt wird. Ein 3,5" Okularauszug sorgt dafür, dass auch großformatige Kamerachips voll ausgeleuchtet werden können.
Mit der EQ8 von Skywatcher sitzt das Teleskop auf einer tragfähigen Montierung die die Möglichkeit gibt bei Bedarf über einen Computer angesteuert zu werden. Einmal eingestellt lassen sich mit dieser Montierung alle aktuell sichtbaren Himmelsobjekte automatisch anfahren.
Unter der 3-m Kuppel befindet sich ein Teleskop, das in seiner Bauweise inzwischen eine echte Rarität darstellt.
Es handelt sich um den größten Refraktor, der von dem bekannten Münchner Ingenieur und Amateur-Astronomen Günther Nemec
in der von ihm erdachten charakteristischen Faltbauweise konstruierte wurde. Mit diesem Teleskop gelangen ihm die seinerzeit
besten Amateur-Aufnahmen von Mond, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn, die noch heute ihresgleichen suchen - Bilder, die auch oft
in Zeitschriften wie z.B. "Sterne und Weltraum" veröffentlicht wurden.
Die Optik besteht aus einem 20 cm-Fraunhofer-Achromaten (FH 200 / 4000), der von Dieter Lichtenknecker nach Nemec' ganz speziellen
Wünschen gefertigt wurde und daher eine ausgezeichnete Farbkorrektur aufweist. Der Strahlengang wird auf "halbem Wege" von einem
Planspiegel gefaltet. Der Unterschied zum häufigeren Schaer-Refraktor besteht darin, daß der Lichtstrahl beim "Nemec" vom Fangspiegel,
der dem Okularstutzen gegenübersitzt, radial durchs Rohr gehend reflektiert wird - ähnlich wie bei einem Newton-Reflektor.
Das Okular sitzt infolgedessen knapp unterhalb des Objektivs. Bei einer derartig langen Brennweite fällt der durch die zusätzlichen
Spiegelungen hervorgerufene Lichtverlust kaum ins Gewicht. Bei einem Öffnungsverhältnis von f/20 ist das natürlich ein ausgesprochenes
Mond- und Planeten-Fernrohr.
Diese Bauweise macht aus einem Refraktor mit vier Metern Brennweite ein handliches 2-Meter-Rohr, obgleich hierfür wieder eine niedrige
Säule wie beim Newton erforderlich ist. Der "Nemec" sitzt auf einer schweren SIDERES-Montierung. Das FH-Objektiv ist zwar nicht mehr
das "Non-Plus-Ultra" unter den Refraktor-Optiken (qualitativ ist es längst von den modernen EDs, APOs und Fluorit-Achromaten eingeholt
worden), aber trotz seines relativ "hohen Alters" (Baujahr 1964) ermöglicht dieses Teleskop noch immer ausgezeichnete Beobachtungen
der Sonne, des Mondes und der Planeten, sowie langbrennweitige Astrofotografie und CCD-Astronomie - um nur das Wesentliche zu nennen.
Dieses ebenfalls (samt Montierung) von Günther Nemec konstruierte Instrument ist neben dem klassischen Nögel das wohl berühmteste
seiner Art, es wurde schon vor gut 40 Jahren weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt, als Nemec seine Bau- und
Funktionsweise in "Sterne und Weltraum" beschrieb (G. Nemec, Das Protuberanzenfernrohr als Hochleistungsinstrument,
SuW 10 - 11, 171 - 109 [6/1971 - 4/1972]).
Kernstück ist ein verkitteter, rot-korrigierter 12,5 cm-Achromat von Lichtenknecker (AK 125 / 1300). Die Hilfslinse mit der
Kegelblende sitzt direkt vor zwei großen Prismen, die den Strahlengang um 180° umlenken. Dahinter - oder besser "davor" -
sitzen das Zwischen-Objektiv, die Irisblende und das entsprechende H-alpha-Filter. Im Laufe der Zeit traten bei dem betagten
Instrument natürlich "Altersbeschwerden" auf, wie auch bei uns das Bedürfnis nach Kompatibilität mit modernen Geräten oder Okularen -
so daß wir zahlreiche Verbesserungen z. B. an der Nachführung, Okular- bzw. Kamera-Auszug und Filtern vorgenommen haben.
Auch diese Fernrohr-Konstruktion ist inzwischen technisch überholt: Heute gibt es Protuberanzen-Ansätze, die wesentlich kompakter
und leichter sind und an fast jedes Teleskop angeschlossen werden können. Beobachtungen der Chromosphäre unserer Sonne mit
Coronado-Filtern sind ebenfalls eine Alternative - wenn auch eine ziemlich teure ... Trotzdem ist der Protuberanzen-Refraktor
nicht nur ein dekoratives Einzelstück, Günther Nemec hat mit diesem Gerät sehr schöne Aufnahmen der Sonne und des Planeten Mars (!)
gewonnen - letztere natürlich ohne Kegelblende und H-alpha-Filter... Und wir beobachten und fotografieren mit dem "Nemec-Kasten"
noch heute fleissig die Sonne.
Schmidt-Cassegrain Meade 2120 (254 / 2500 mm, f / 10)
Schmidt-Cassegrain Lichtenknecker SCT 8 (200 / 2400 mm, f / 12)
Refraktor Reinfelder & Hertel (135 / 2500 mm, f / 15.5)